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NUTZUNGSBEREICHE

Das Ledigenheim in der Rehhoffstraße mit seinem gemeinschaftlichen Wohnkonzept, kleine Privaträume mit umfangreichen Gemeinschaftsräumen und sozialen Diensten zu kombinieren, bietet sowohl von der Idee als auch aufgrund seiner räumlichen Struktur eine Grundlage, auf die sich für die Zukunft aufbauen lässt. Unser Konzept und unsere Vorschläge sind daher an diese ursprüngliche Idee und Struktur angelehnt.
Das Haus ist im Wesentlichen in zwei Bereiche unterteilt, die jedoch als Einheit gedacht werden müssen: den privaten Wohntrakt auf den oberen vier Etagen des Hauses und das Erdgeschoss mit seinen Gemeinschaftsflächen. Diese sollten den Bewohnern zur Verfügung stehen, damit das Wohnkonzept auch funktionieren kann. Gleichzeitig sind die Gemeinschaftsflächen durch ihre Lage für eine stärkere Öffnung in den Stadtteil prädestiniert. Auf diese Öffnung sollte gezielt hingearbeitet werden, zum einen, um das Haus besser in der Nachbarschaft einzugliedern, aber auch um zu einer dringend notwendigen Belebung des Stadtteils beizutragen. Zur Zeit besteht für die Mehrzahl der Erdgeschossflächen der Rehhoffstraße, wie allgemein in der Gegend üblich geworden, eine Nutzung als Wohnraum. Die hierdurch fehlende Nahversorgung und die damit verbundene mangelnde Lebensqualität sind im Osten der südlichen Neustadt deutlich zu spüren. Hier ist es dringend notwendig, allgemein zugängliche soziale Räume ohne Konsumzwang zu schaffen. Den Bewohnern des Ledigenheimes stehen außerdem durch die Vermietung der Erdgeschossflächen als Wohnraum für externe Mieter die dringend benötigten Gemeinschaftsräume nicht mehr zur Verfügung. Der gesamte Alltag und das soziale Miteinander findet in den privaten 8m2-Zimmern statt. So ist, wie man sich vorstellen kann, die Lebensqualität der Bewohner aktuell extrem eingeschränkt.

Wohnbereich

Die oberen vier Etagen, die sich in acht einzelne Flure gliedern, wurden in den letzten hundert Jahren als Wohnbereich genutzt mit einer heute unüblich gewordenen Kleinstwohnform, wobei bei näherer Beschäftigung das langjährige Bestehen dieser Wohnform weniger verblüfft als vielmehr ihre Aktualität ins Auge springt. Diese Wohnstruktur, das Konzept kleiner 8m2-Zimmer kombiniert mit großzügigen Gemeinschaftsräumen und umfangreichen sozialen Diensten, die für dieses Ledigenheim charakteristisch ist, sollte dringend erhalten und darauf aufbauend eine Aktualisierung des Konzeptes und eine zeitgemäße Versorgung mit angemessenen Serviceleistungen vorgenommen werden. Ursprünglich hatte das Ledigenheim 112 vermietbare Zimmer. Im Laufe der Zeit wurde dieser Bestand dann allerdings auf heute 120 Zimmer aufgestockt, was bei gleichzeitigem Wegfall der Gemeinschaftsräume im Erdgeschoss eine erhebliche Verdichtung der Wohnstruktur bedeutet. Dies fiel durch die historisch einmalige Situation, dass hier im Haus hauptsächlich Seeleute residierten, zunächst nicht weiter auf. Durch die langen Seefahrten waren die Bewohner immer nur sporadisch im Haus, so dass eigentlich nie mehr als die Hälfte der Bewohner gleichzeitig das Haus und seine Einrichtungen in Anspruch nahmen. Heute – und wir gehen davon aus, dass es auch in Zukunft so sein wird – nutzen die Bewohner aber viel öfter und in größerer Anzahl gleichzeitig das Haus. Daher schlagen wir eine Reduzierung der bewohnbaren Zimmer zu Gunsten einer unseres Erachtens notwendigen Erweiterung und Vergrößerung der Gemeinschaftsbereiche vor. Wir denken, dass hier die Reduktion auf ca. 80-90 bewohnbare Einzelzimmer angemessen wäre. Dies würde bedeuten, dass hier immer noch mehr als doppelt so viele Menschen leben, als im Hamburger Durchschnitt auf der gleichen Fläche.


Der Wohnbereich mit seinen 84 kleinen Privatzimmern und Gemeinschaftsräu- men, die wie das gesamte Haus angenehm und freundlich gestaltet sind, laden zum Verweilen ein und bieten Möglichkeiten der Begegnung und für gemeinsame Aktivitäten. Die Zimmer verteilen sich auf 4 Etagen auf insgesamt 8 Fluren. So können sie auch autonom, als familiäre, wohngemeinschaftsähnliche Einheiten aufgefasst und auch an etwaige Träger oder Gruppen vermietet werden. Aus den privaten Wohnzimmern blickt man entweder auf die Rehhoffstraße oder den Herrengraben. Hofseitig sind alle Räume der gemeinschaftlichen Nutzung vorbehalten. Ein offenes Konzept muss sich auch an verschiedenen Altersgruppen orientieren, wobei wir hierauf insbesondere im Wohnbereich einen Fokus legen würden. Wir denken, es sollte darauf geachtet werden, die zukünftige Gestaltung insbesondere unter Berücksichtigung der Bedürfnisse älterer Menschen schwellenarm oder auch barrierefrei, soweit der Denkmalschutz dies zulässt, anzulegen. In diesem Zusammenhang wäre die Installation eines Fahrstuhls wünschenswert. Dies würde der Tatsache entgegenkommen, dass hier in den letzten 100 Jahre eine Vielzahl von Menschen bis an ihr Lebensende wohnten und auch zur Zeit ca. 30 Rentner im Haus leben.

Die Zimmer: Die kleinen, privaten Rückzugsräume machen, eingebunden in ein Gesamtkonzept, nach wie vor Sinn. Die Zimmer sind, wie auch ursprünglich, wahlweise mit einer Standardmöblierung, funktional aber stilvoll, ausgestattet. Sie haben eine technisch zeitgemäße Ausstattung und sind zudem über eine hausinterne Gegensprechanlage verbunden, sowohl miteinander als auch mit dem Büro des Verwalters und der Haustür.
Möglich wäre auch, einzelne Zimmer oder Bereiche in Kooperation mit Designfakultäten verschiedener Hochschulen gestalten und ausstatten zu lassen. Als Studienobjekt bietet das Haus interessante Herausforderungen und die Möglichkeit, das Leben auf acht Quadratmetern zu gestalten. Hier lässt sich von den über die Jahrzehnte gemachten Erfahrungen und Eigenbaulösungen der langjährigen Bewohner profitieren. Die zurzeit überfrachteten Privatzimmer, die teilweise als Ess-, Wohn-, Schlafzimmer und Küche gleichzeitig dienen, müssen durch mehr Gemeinschaftsflächen entlastet werden.

Die Wohn–Gemeinschaftsräume: Die Flure sollten mit allen notwendigen Gemeinschaftsräumen, Sanitärräumen und Küchen ausgestattet werden, nicht nur damit diese autonom funktionieren, sondern auch um einen lange überfälligen zeitgemäßen Standard und wohnliche Verhältnisse herzustellen.
Pro Flur teilen sich 11 Bewohner zwei bis drei Duschen, ebenso viele Toiletten, eine eigene voll ausgestattete Küche und entsprechende Gemeinschaftswohnräume, die sie selber einrichten oder deren Grundausstattung vom Haus gestellt wird. Die verschiedenen Flure sind räumlich auch unterschiedlich aufgeteilt, entsprechend der Vorstellungen und Wünsche der Bewohner auf den jeweiligen Etagen. Es ergeben sich eine Vielzahl unterschiedlicher Kombinationen: Eine große Gemeinschaftsküche, in der man zusammen sitzen kann mit einem kleinen Skat- und Fernsehzimmer oder aber eine kleine funktionale Küche, ähnlich der jetzigen, mit kleineren oder größeren Gemeinschaftsräumen wie einem Bücher- oder Leseraum, Esszimmer, Büro- oder Arbeitszimmer mit Internetanschluss.
Auch ein Waschraum wäre auf den Etagen weiterhin denkbar. Der Raum ist den Bewohnern wichtig, wird regelmäßig genutzt, ist allerdings derzeit mit einem Waschbecken, Kaltwasseranschluss und einer Wäscheleine relativ dürftig ausgestattet. Es wäre zu überlegen, ob man diese Räume auf jedem Flur gezielt als Wäscheraum technisch ausstattet oder die Waschmöglichkeiten zentral etwa im Keller zusammenfasst. Dort wären auch ein Werkstattraum, wie die frühere Tischlerwerkstatt, Lagerräume und ein Fahrradkeller wünschenswert.


Die Gäste- und Herbergszimmer: Das Ledigenheim bietet auf Grund seiner zentralen Lage Touristen einen guten Ausgangspunkt um Hamburg zu erkunden. Das Ledigenheim könnte Städtereisenden, Touristen, Geschäftsreisenden und Pilgern ein Wohnen in historischem Ambiente zwischen Michel und Elbphilharmonie, Messe und Hafencity ermöglichen.
Denkbar als Gästezimmer wären die acht Zimmer, die direkt an das Treppenhaus grenzen und daher unabhängig von den privaten Wohnbereichen funktionieren. Sie könnten auch zu größeren Einheiten zusammengefasst und mit eigenem Bad und Sanitäranlagen ausgestattet werden.

Das Erdgeschoss

Die Erdgeschossflächen des Ledigenheimes spielen für die Verbindung des Hauses mit dem Stadtteil eine wichtige Rolle. Hier waren ursprünglich der Gemeinschaftsraum, aber auch die Service-, Dienstleistungs- und Personalräume angesiedelt. Diese kamen in der Hauptsache den Bewohnern zu Gute. Das Haus hatte darüber hinaus durch den Laden und im weiteren Verlauf durch die Öffnung der Gaststätte eine nicht unerhebliche Bedeutung für die Versorgung und das Sozialgefüge der gesamten Nachbarschaft. Durch das Vermietungskonzept der letzten Jahre wurde das Erdgeschoss vor allem als Wohnraum genutzt und die großen Gemeinschaftsräume an Externe vermietet und damit der Wohnform, der Anlage und den Bewohnern entzogen. So wurde ein wesentlicher Pfeiler des Ledigenheimes aufgegeben. Soll das Haus als Ledigenheim wieder eine Zukunft haben, würde dies der eindeutigen Zuschreibung der Erdgeschossflächen zum Wohnheim und damit der Reintegration in das Gesamtkonzept Ledigenheim bedürfen.


Gemeinschaftsräume für Haus und Stadtteil: Der ursprüngliche Speise- und Lesesaal des Ledigenheimes diente den Bewohnern jahrzehntelang als Gemeinschaftsraum. Die Wohnzimmeratmosphäre blieb auch dann noch bestehen, als die Räume in den letzten Jahrzehnten vom Ledigenheim abgekoppelt und als Gaststätte betrieben wurden. Durch diesen Nutzungswechsel wurde der Raum auch für die Nachbarschaft geöffnet und entwickelte sich zu einem beliebten Treffpunkt. Es gab Skatabende und eine eigene Fußballmannschaft. Von dieser Belebung profitierten auch die Männer im Haus, deren Aufenthalt allerdings von da an mit einem Konsumzwang verbunden war. Wir denken, dass der Bedarf eines solchen Raumes sowohl als Wohnzimmer für das Haus als auch als Treffpunkt für die Nachbarschaft auch in Zukunft aktuell sein wird und als Ort der Kommunikation den Stadtteil bereichern könnte. Dies sollte man gezielt fördern und ausbauen.


Ein Stadtteilraum, soziokulturelles Zentrum in der Rehhoffstraße: Hier finden kleine kulturelle Veranstaltungen, wie Lesungen und Konzerte statt, Workshops werden angeboten, Stadtteilinitiativen kommen zusammen, Geburtstage werden gefeiert. In den Morgenstunden nach dem angebotenen Frühstück für Bewohner, Nachbarn und Gäste steht der Raum für Schulklassen als Lernort zur Verfügung. Hier kann man sich mit der Hamburger Sozial- und Stadtteilgeschichte, dem Wohn- und Lebensalltag der Menschen anhand dieser historischen Wohnform mit ihrem Hafen- und Seefahrtsbezug beschäftigen. Ganztägig werden Getränke angeboten, ein Mittagstisch wäre denkbar, regelmäßiges vegetarisches und ökologisches Essen zu günstigen Preisen, für die Bewohner gegen einen Unkostenbeitrag. Nachmittags, aber auch abends nach dem Essen steht der Raum für Kunst, Kultur und Kurzweil zur Verfügung. Initiativen können sich treffen, Nachbarn und Bewohner kommen zusammen, gelegentlich wird Kino veranstaltet.
Um den Betrieb der Gemeinschaftsräume könnte sich ein gemeinnütziger Träger oder ein "Gastronom mit Herz" kümmern, der für Bewohner und Besucher Angebote schafft, Anfragen koordiniert und dies wie einen Gaststätten-Kaffee-Kulturbetrieb betreibt. Zu bestimmten Zeiten kann der Raum gebucht werden, die gesamte übrige Zeit stehen die Räume den Bewohnern, die auch wieder einen eigenen Eingang zu den Räumen über das Treppenhaus erhalten, zur Verfügung. Langfristig könnten auch die Räume der Pächterwohnung das Ledigenheim wieder bereichern. Diese wurde gänzlich abgekoppelt, die Räume werden aktuell über das Nachbarhaus als Erdgeschosswohnung vermietet.

Der Sozialbereich: Auf der Herrengrabenseite des Ledigenheimes gibt es im Erdgeschoss weitere Gemeinschaftsbereiche, die heute in der privaten Wohnnutzung sind. Diese Räume waren im ursprünglichen Konzept die Wohnbereiche der Hausangestellten (Pächter der Gaststätte und Pförtner, etc.) und dienten insofern immer dem Gesamtkonzept und der Hausgemeinschaft. Langfristig, so denken wir, sollte die Wohnnutzung auf die oberen Bereiche beschränkt und die Räume im Erdgeschoss wieder der Allgemeinheit zur Verfügung gestellt werden.
Hier am Seiteneingang des Herrengrabens, mit eigenem Eingang, befindet sich der Sozial- und Dienstleistungsbereich, einer der wesentlichen Bestandteile des Ledigenheimes. Von hier aus werden soziale Angebote für das Haus, aber auch für den gesamten Stadtteil, also für Bewohner und Nachbarn, koordiniert. Büros und Sprechzimmer der Kooperationspartner, z.B. der Altenhilfe, Sozial- oder Wohnungslosenhilfe finden hier neben einem Büro der Verwaltung Platz. Auch eine Geschichtswerkstatt mit Arbeitsraum und entsprechend zugänglichen Archivräumen im Kellergeschoss könnte hier für die Neustadt endlich realisiert werden.


Die Pförtnerloge und der Eingangsbereich: In dem über Jahrzehnte weitestgehend selbst verwalteten Haus spielte der Verwalter, der seinen Sitz im Eingangsbereich hatte und gleichzeitig eine Art Pförtner- und Hausmeisterfunktion innehatte, eine entscheidende Rolle. Von hier aus wurde das Haus verwaltet. Die Bedeutung dieses Postens sowohl räumlich als auch personell ist im letzten Jahrzehnt durch seinen Wegfall und die hiermit einhergehende Verschlechte- rung der Lebenssituation der Bewohner nur allzu deutlich geworden.
Der durch kleine bauliche Eingriffe gestaltete offene Empfangsbereich mit seinem freundlich besetzten Tresen ist das Herzstück der Kommunikation zwischen der Verwaltung und den Bewohnern. Hier liegt das Büro des Pförtners/Verwalters. Dieser ist für das Haus und seine Bewohner da und soll von diesen auch gezielt in Anspruch genommen werden. Er hat ein offenes Ohr für alle Belange und ein schützendes Auge auf das Haus und seine Bewohner. Hierdurch ist nicht nur für einen reibungslosen Ablauf im Haus gesorgt. Auch Problemen wie Verwahrlosung oder Vereinsamung wird auf diese Weise vorgebeugt. Notwendige Instandsetzungen wie auch die Vermietung der Zimmer werden von hier aus koordiniert. Rezeptionsartig können hier Nachrichten hinterlassen, Päckchen in Empfang genommen, aber auch die Hostelzimmer gebucht werden. Die Pförtnerloge ist zentrale Anlaufstelle, hier trifft man sich und tauscht Neuigkeiten aus.

Die Außenanlagen: Zu den Außenflächen des Ledigenheimes gehören zwei straßenseitig gelegene Grünflächen und ein kleiner Innenhof. Dieser ist momentan recht heruntergekommen, bietet jedoch, entsprechend gestaltet, gemeinsam mit den Kellerräumen, viele Möglichkeiten, funktional ins Konzept eingebunden zu werden.
Die beiden Gärten vor dem Haus werden seit Jahrzehnten liebevoll von einem Bewohner gepflegt, wobei diese Arbeit bisher nicht gewürdigt und von der Verwaltung auch nicht entsprechend unterstützt wurde.
Zum Bild des Ledigenheimes gehören neben der auffälligen Fassade und dem Klingelschild auch die beiden Gärten vor dem Haus. Diese machen neugierig und geben Passanten beim Vorbeigehen einen ersten Eindruck vom Ledigenheim und spiegeln sein freundliches Wesen wieder. In der Tradition der hier von einem Bewohner jahrzehntelang betriebenen Gartenpflege ist eine gezielte Gestaltung und Pflege der gesamten Außenanlage in Zukunft selbstverständlich. Der vernachlässigte Innenhof wird zu einem Ort des Verweilens und erhält durch Sitzmöglichkeiten und eine ganzjährige Bepflanzung eine dem Haus angemessene Atmosphäre.