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DAS KONZEPT IN KÜRZE

Das Ledigenheim: Das Ledigenheim wurde 1912 von den Architekten Ernst Vicenz und Wilhelm Behrens im Auftrag des Bau Verein zu Hamburg gebaut und sollte ledigen Arbeitern ein Zuhause in familienähnlichen Strukturen ermöglichen. Geboten wurden umfangreiche Service- und Dienstleistungsangebote, wie Zimmerreinigung und Wäschedienst. Die Anlage umfasste ursprünglich 112 funktionale Einzelzimmer (8m2) mit großzügigen, ansprechend gestalteten Gemeinschaftsräumen im Erdgeschoss, wie Lese- und Speisezimmer, eine Gaststätte und ein Badehaus. Weiter gab es im Erdgeschoss noch einen Verkaufsladen mit dazugehöriger Wohnung, eine Pächterwohnung für den Gaststättenbetreiber und eine Pförtnerloge mit Wächterwohnung. Das Haus befindet sich auf einem 569m2 großen Grundstück, hat eine Mietfläche von 1372m2 und ist zudem unterkellert.

Die Ausgangssituation: Das Ledigenheim wurde in den letzten 20 Jahren stark umstrukturiert und ist Gegenstand von Finanzspekulation geworden. Das Haus fiel dadurch sowohl gebäude- als auch organisationstechnisch hinter den Standard von 1912 zurück. Die Gemeinschaftsräume im Erdgeschoss stehen den Bewohnern heute nicht mehr zur Verfügung. Zusätzlich wurde die Anzahl der Zimmer von 112 auf heute 120 erhöht. Zurzeit leben im Haus ca. 80 Männer, wobei zuletzt eine Vollvermietung für Ende 2012 angestrebt war. Jedem Bewohner stünden dann weniger als 9m2 Wohnraum zur Verfügung, 28 Bewohner teilten sich eine Dusche, vier Toiletten und eine 7m2 große Küche. Die Service- und Dienstleistungsangebote sind fast gänzlich abgeschafft. 153 Euro Miete bezahlen Altbewohner. Umfangreiche Serviceleistungen stehen ihnen vertraglich zu. 250 Euro Miete bezahlen Neumieter, wobei die Mietzahlungen fast ausschließlich von Behörden übernommen werden. Dadurch hat eine starke Anhebung der Miet- und Grundstückspreise stattgefunden, bei gleichzeitiger Vernachlässigung des Hauses, die eine deutliche Herabsenkung der Lebensqualität im Haus und in der Nachbarschaft bewirkte. Seit 2009 ist das Ledigenheim Teil des Immobilienfonds Core German Residential II der dänischen Firma Core Property Management. Der Eigentümer reichte 2009 einen Bauantrag ein. Ziel war die Auflösung des Wohnheims und der Umbau in ca. 40 Appartements. Der Bauantrag wurde auf Grundlage der Sozialen Erhaltungsverordnung vom Bezirksamt abgelehnt.

Gesetzlicher und politischer Rahmen: Das Ledigenheim liegt im Schutzbereich der Sozialen Erhaltungsverordnung, die dem Schutz der angestammten Wohnbevölkerung dient. Zudem gilt die Umwandlungsverordnung. Die Bezirksversammlung hat sich im Oktober 2011 einstimmig für den Erhalt des Ledigenheimes ausgesprochen. 2012 wurde beschlossen, das Ledigenheim unter Denkmalschutz zu stellen. Der Fortbestand des Männerwohnheimes ist trotz der gesetzlichen und politischen Rahmenbedingungen weiterhin gefährdet.

Ansatz und Ziele:
• Achtsamer und respektvoller Umgang mit den Bewohnern
• Einbindung der Bewohner in die Entwicklungen und in relevante Entscheidungen
• Erhalt des Wohnraums und Wiederherstellung eines lebenswerten Umfeldes ohne Gewalt und Kriminalität
• Erhalt und Wiederherstellung der Rehhoffstraße als Ledigenheim mit seinen spezifischen Dienstleistungsstrukturen und Gemeinschaftseinrichtungen
• Soziale, kulturelle und infrastrukturelle Öffnung und Einbindung des Hauses in den Stadtteil
• Aufarbeitung und Dokumentation des Ledigenheimes als Zeugnis der Hamburger Sozialgeschichte, denkbar wäre dies u.a. durch eine Geschichtswerkstatt und einen außerschulischen Lernort
• Etablierung einer dem Haus und den Bewohnern angemessenen Organisations- und Leitungsstruktur mit einem hohen Maß an Selbstorganisation
• Sanierung und Instandsetzung des Gebäudes unter denkmalschutztechni-
schen, energetischen, strukturellen etc. Gesichtspunkten, wobei der Umbaubewohnergerecht durchgeführt werden muss
• Überführung des Hauses in die Gemeinnützigkeitw
• Finden einer angemessenen Trägerschaft- und Eigentumsstruktur. Aufteilung in jeweils gemeinnützige Betreiber- und Eigentümergesellschaft.
• Der Eigentümer stellt das Haus zur Nutzung als Ledigenheim zur Verfügung, der Betreiber trägt die soziale Verantwortung und regelt den Ablauf
• Langfristige Sicherung von bezahlbarem Wohnraum in Hamburgs Zentrum

Die vorgeschlagene Nutzung und Organisation: Geplant ist das Ledigenheim als Wohnheim für 80-90 Personen (schrittweise Reduktion) mit einer gemischten, sowohl dauerhaften als auch temporären Nutzung zur Kostenmiete zu erhalten. Zusätzlich sollen die Gemeinschaftsflächen auf den Wohnfluren erweitert werden und vier bis acht Herbergszimmer für Städtereisende und Gäste eingerichtet werden. Die Gemeinschaftsräume im Erdgeschoss sollen wieder für die Bewohner und die Nachbarschaft geöffnet werden, als kultureller Ort des Austausches mit Veranstaltungen und Gastronomie und das Ledigenheim als soziokulturelles Zentrum in der Neustadt etabliert werden. Des Weiteren könnten Soziale Dienstleistungsangebote im Erdgeschoss, beispielsweise in Kooperation mit Trägern, für das Haus und den Stadtteil angeboten werden, wie Altenhilfe oder Sozialberatung. Die Außenanlage sollte wieder gestaltet und für die Bewohner nutzbar gemacht werden.
Die Einführung einer gemeinnützigen Betreiberstruktur für das Haus und die Wiedereinführung einer hausinternen Verwaltung, von Service- und Dienstleistungen, wie einer regelmäßigen Reinigung, Wäscheservice, etc. wäre im Sinne des Ledigenheim Konzeptes wünschenswert. Dazu müsste die Entwicklung einer solidarischen Hausgemeinschaft gefördert werden, zum Beispiel durch eine gezielte Belegung der Zimmer und soziale Unterstützung. So könnte das Haus für verschiedene Gruppen in Zusammenarbeit mit Partnern geöffnet werden, wie beispielsweise Studenten, Azubis, ehemalige Wohnungslose und Monteure.

Die Potentiale: Das Konzept Ledigenheim als Heim für Durchreisende und Alleinstehende ist gesellschaftlich, beispielsweise in Hinblick auf den Umgang mit der Zunahme von Single-Haushalten und dem demografischen Wandel, hochaktuell. Als Modellprojekt mitten in der Stadt kann es eine andere Form des Zusammenlebens ganz unterschiedlicher Menschen aufzeigen. Das Haus könnte eine soziale Funktion erfüllen; zum Beispiel könnten Menschen in schwierigen Lebenslagen hier Fuß fassen und wieder ein Zuhause finden. Das Ledigenheim kann ein Beispiel für günstiges innerstädtisches Wohnen sein. Durch ein interessantes und lebendiges Ledigenheim, sowohl kulturell, als auch hinsichtlich der Nahversorgung und der lokalen Ökonomie, könnte die Neustadt bereichert werden. Die Anlage könnte als gelebtes Kulturdenkmal und sozialgeschichtliche Besonderheit, als Sehenswürdigkeit für die Stadt Hamburg, identitätsbildend wirken.