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Hafen Wandel Stadt

Der Zusammenhang von Hafen- und Stadtentwicklung

Der Hafen hat die Entwicklung der Stadt Hamburg und ihr Bild seit Jahrhunderten geprägt. Bauliche und soziale Einschnitte in der südlichen Neustadt stehen in Verbindung mit grundlegenden Veränderungen der Hafenarbeit.
Der Hamburger Hafen ist der größte deutsche Seehafen und einer der wichtigsten Containerumschlagplätze weltweit. Durch diese gesellschaftliche Bedeutung, nicht zuletzt jedoch durch seine großzügige Fläche und prominente Lage mitten in der Stadt, hatte seine Entwicklung und Umstrukturierung ständig Einfluss auf das Bild der Hansestadt, aber auch ganz konkret auf das Leben der Menschen. Seit seinem Bestehen hat er sich von der Altstadt immer weiter Richtung Südwesten verlagert.
Ein wesentlicher Einschnitt war die Einführung des modernen Containers in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Dieser wurde in den 1950er Jahren durch den US-Amerikaner Malcom P. Mc Lean zum ersten Mal in großem Umfang für den Güterverkehr auf LKW und Schiffen eingesetzt. Durch die standardisierten Großbehältnisse entfiel das übliche Umladen im Hafen.
Durch diese Entwicklung hat sich auch die Tätigkeit und Bedeutung des Hafenarbeiters wesentlich verändert. Der Stückgutumschlag in Säcken, Fässern und Kisten ging kontinuierlich zurück. Waren Hafenarbeiter im 19. Jahrhundert noch ausgebildete Handwerker, wandelte sich der Beruf durch die Industrialisierung zur ungelernten Gelegenheitsarbeit und damit zum heutigen Hafenfacharbeiter.
Das Bild des Hamburger Hafens ist seit den 1970er Jahren zunehmend von Containerschiffen und stark automatisiertem Umschlag geprägt. Dadurch ging auch die Zahl der benötigten Arbeitskräfte zurück. Immer weniger Menschen wurden im Hafen benötigt und ganze Berufszweige starben aus.
Zudem liegt in der Einführung der Container u.a. der Grund, weshalb die Hafenarbeit nicht mehr in der Nähe des Stadtzentrums stattfindet, da große Stell- und Verladeflächen benötigt werden. Viele Hafengebiete in der Nähe der Innenstadt sind heute Industriebrachen, für die neue Nutzungsmöglichkeiten gesucht bzw. realisiert werden. Ein renommiertes Projekt stellt die HafenCity dar, ein großes Gebiet, das für Wohn-, Arbeits- und Freizeitzwecke neu erschlossen wurde.
Traditionell dienten die Stadtteile rund um den Hafen der arbeitsplatznahen Unterbringung der hier benötigten Hafenarbeiter. Auch Seemänner suchten während ihrer temporären Stationierung in Hamburg eine Schlafgelegenheit in der Nähe des Hafens auf. Diese große Nachfrage führte zu einer extremen baulichen Verdichtung und dichten Besiedelung der betroffenen Gebiete.

Soziale Probleme, schwindende soziale Kontrolle und problematische hygienische Verhältnisse waren die Folge. So kam es Ende des 19. Jahrhunderts zum Ausbruch der Cholera, aber auch dazu, dass sich die Arbeiterschaft organisierte und mit groß angelegten Streiks gegen die Missstände im Hafen und bei der Arbeit sowie gegen die ungünstigen Wohnverhältnisse protestierten. Die Politik sah sich zum Handeln veranlasst und es kam zu grundlegenden städtebaulichen Veränderungen. Ganze Baublöcke wurden großflächig abgerissen und neue Straßenverläufe angelegt. In dieser Zeit sind die Seemannswohnheime und das so genannte Ledigenheim entstanden.
In der Neustadt kam es in den letzten 100 Jahren zu einer grundlegenden sozialen und funktionalen Umstrukturierung, weg von einem Stadtteil mit unmittelbarem Hafen- und Seefahrtsbezug. Die wenigen Orte des Quartiers, an denen die Beziehung zum Hafen nach wie vor besteht bzw. gepflegt wird, sind jene, die heute touristisch genutzt und vermarktet werden. Heute ist das Ledigenheim neben der Speicherstadt, dem Kontorhausviertel und den Seemannskirchen eines der wenigen lebendigen Zeugnisse der sozialen Errungenschaften des beginnenden 20. Jahrhunderts und der ursprünglich starken Verbindung des Stadtteils mit dem Hafen.

(Text von Mathias Schnell, Sarah Asseel)

Anschlag zum Streikaufruf, 1896/ 97

Der Hafen bei den Vorsetzen, 1883

Ein Containerterminal im Hamburger Freihafen