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LIEBE LESERIN, LIEBER LESER,

Inspiriert wurden wir zu unserer Arbeit rund um das bedrohte Ledigenheim in der Rehhoffstraße durch die Bewohner des Ledigenheims selbst. Die überwiegend älteren Männer sahen sich mit einer ihnen fremden und bedrohlichen Situation konfrontiert und stellten sich dieser authentisch. Wir als Mitglieder der in der Nachbarschaft ansässigen sozialen Initiative »Ros e.V.« erlebten dies und fühlten uns aufgefordert, mit unseren Möglichkeiten diese Menschen im Kampf um ihren Wohn- und Würderaum zu unterstützen. Dabei entdeckten wir eine über Jahrzehnte gewachsene, sensible Hausgemeinschaft und interessante Charaktere mit faszinierenden Biografien.

Zudem zeigte sich, dass auch das Haus, genauer noch die Wohnform »Ledigenheim« ihrerseits eine inspirierende Geschichte hat und schon zahlreichen Architekten und sozialen Reformern als Arbeitsgegenstand oder gar als Vorbild diente, wie etwa zu Beginn des 20. Jahrhunderts in Hamburg bei dem politischen Versuch, auf soziale und städtebauliche Notwendigkeiten und die wachsende Arbeiterschaft am Hafenrand zukunftsorientiert zu reagieren. Auch das »Ledigenheim« in der Rehhoffstraße am Rande der südlichen Neustadt galt bei seiner Erbauung im Jahre 1912 als »hoch modern«. Die Kombination von funktionalen Einzelzimmern, großzügigen Gemeinschaftsräumen und sozialen Einrichtungen und Diensten war ein zukunftsweisender Ansatz und kann auch die heutige Diskussion um Wohn- und Lebensformen und die Organisation unserer sich wandelnden Gesellschaft bereichern. Hierfür könnte die Rehhoffstraße ein gelebtes Beispiel sein, wäre sie nicht in den letzten 30 Jahren Gegenstand von Finanzspekulationen geworden und so hinter den Standard von 1912 zurückgefallen. Das Gesamtgebäude wurde strukturell vernachlässigt und die momentan 75 Bewohner, viele ehemalige Seemänner, Hafenarbeiter und Monteure, wurden einer Reihe von willkürlichen Entscheidungen ausgesetzt. Für uns stellen diese Entwicklungen ein Abbild gesamtgesellschaftlicher Probleme und Phänomene in unserem direkten Umfeld dar.

Wir sind jedoch davon überzeugt, dass gerade hier, unter den gegeben Bedingungen und gerade durch die Idee des Ledigenheims, mit dem nötigen Ernst Lösungen für diese brennenden sozialen Probleme gefunden werden können. Wir von Ros e.V. wollen hierzu beitragen und zwar durch Rat und Tat und durch die Erarbeitung von Perspektiven für das Objekt und seine Bewohner. Die Ergebnisse unserer Arbeit und Nachforschungen, ein Konzept zum Erhalt des Würde- und Wohnraumes der Männer und eine Reihe weiterer Projekte, die in diesem Rahmen entstanden sind, sollen auf den folgenden Seiten dargestellt werden und so einen Einblick in das Ledigenheim und seine facettenreiche Geschichte bieten.

100 Jahre nach seiner Entstehung hat das Ledigenheim Rehhoffstraße das Potential, erneut zukunftsweisend zu sein.

Skizze zum Logo für das Projekt Ledigenheim Rehhoffstraße von A. Dorn, Ros

Ausstellungseröffnung »Small is beautiful«, Foto: L. Lowitsch-Gramse, 2012